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Mainova IRONMAN European Championship Frankfurt 2016

3 Starter, darunter mit Stefan Eckel ein Langdistanz-Erststarter, vertraten die Farben des TV Windecken auf der heimischen Langdistanz beim Mainova IRONMAN European Championship Frankfurt am 03.07.2016. Die 3,8 km schwimmen, 180 km auf dem Rad und der abschließende Marathonlauf (42,2 km) wurden in drei persönlichen Bestzeiten absolviert:

Thorsten Nitsch 11:52:35
Stefan Eckel 12:03:40
Andreas Ache 12:27:07

Erneut konnten auf einer Langdistanz alle TVW-Starter finishen, die Quote bleibt damit bei 100%.

Gratulation!

 

Athletenbericht von Stefan Eckel:

Seit meinem ersten Triathlon, einer Sprintdistanz beim Frankfurt City Triathlon 2010, ist es immer mein großer Traum gewesen, zumindest einmal einen Ironman zu schaffen. Auch wenn man sich im Laufe der Zeit immer weiter körperlich und auch geistig verbessert, war dieses Ziel für mich lange Zeit unerreichbar. Auch nach mehreren Mitteldistanzen habe ich mich immer noch hinter der Ziellinie gefragt: wie nur soll man das Ganze mit den doppelten Strecken schaffen? Vor zwei Jahren dann habe ich es dann gewagt und mich nach vielen Rückversicherungen von Vereinskollegen für den Ironman Frankfurt 2015 angemeldet. Nach einem ordentlichen Trainingsbeginn kamen mir jedoch immer wieder krankheitsbedinge Zwangspausen dazwischen. Im Februar 2015 dann war nach einem Termin beim HNO klar: sowohl die Kieferhöhlen, als auch die Mandeln waren chronisch entzündet und mussten entfernt werden. Damit war das Projekt erstmal wieder gestorben.

 

Das sollte in diesem Jahr natürlich anders werden! Als besondere Motivationshilfe hatten sich meine beiden Vereinskollegen Andreas Ache und Thorsten Nitsch ebenfalls angemeldet. Bereits Mitte September bin ich höchst motiviert in die Vorbereitung gestartet. Durch die guten Wetterbedingungen kamen bis Ende November schon über 700km auf dem Rennrad zusammen. Beim Laufen richtete ich mich hauptsächlich nach den Trainingsplänen einer Triathlon - Zeitschrift, und dabei bin ich wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen. Durch Überlastung hatte sich in meiner rechten Wade eine Sehne entzündet. Das bedeutete 4 Wochen lang ausschließlich Schwimm- und Krafttraining, welchen sich weitere 3 Wochen mit einer erneuten Nasennebenhöhlenentzündung anschlossen. Eigentlich sollte doch bei diesem Versuch alles besser werden?! Anfang 2016 konnte ich dann wieder ins Training einsteigen. Ende Februar war dann das erste Trainingslager mit meinen Mitstartern auf Lanzarote angesagt. Endlich! Nach einem langen und ungemütlichen Winter die ersten Kilometer in der Sonne kurbeln - und dann möglichst auch noch in kurz! Trotz einer weiteren Erkältung waren die 11 Tage dort wirklich sehr schön, die Landschaft interessant und faszinierend, und das Wetter ordentlich. Anfang April ging es für eine Woche in ein weiteres Trainingslager in der Toskana. Alles in Allem entwickelte sich das Training trotz mehrerer gesundheitlicher Rückschläge insgesamt doch zufriedenstellend. Ende Mai war es dann soweit und der erste (und einzige) Test stand an: ich startete bei einer Mitteldistanz in St. Pölten, Andreas Ache und Thorsten Nitsch Mitte Juni im Kraichgau. Ich hatte es mit dem Tempo übertrieben: nach halbwegs ordentlicher Schwimm- und Radleistung folgte in der zweiten Hälfte des Halbmarathons dann der Einbruch. Das sollte mir in Frankfurt nicht passieren. Und irgendwann wurde es dann wirklich höchste Zeit, daß der große Tag endlich kam.

 

Die Nacht vor dem 03.07.2016 war natürlich viel zu kurz. Nachdem Deutschland bei der EM auch noch Italien herausgeworfen hatte und selbst in Altenstadt noch lange Feuerwerk und Böller zu hören waren, musste ich nach nur 2,5 Stunden Schlaf schon wieder aufstehen - um halb 3 Uhr früh. Freundlicherweise hatte Andreas angeboten, mich mit nach Frankfurt zu nehmen, wo wir uns in ein Parkhaus gestellt haben und mit dem Pendelbus an den Langener Waldsee gefahren sind. Hier haben wir dann sehr schnell Thorsten und seine Frau Angelika gefunden. Die Stimmung war recht ruhig, aber dennoch angespannt. Meine Aufregung stieg unaufhaltsam. Irgendwann kam dann der Moment, in dem man den Neoprenanzug anziehen muss - gedanklich der Punkt, an dem es kein zurück mehr gibt. Auf dem Weg zum See musste ich mehrfach tief durchatmen und wurde von meinen beiden Mitstartern zum Glück sehr schnell wieder beruhigt. Es ist schon ein überwältigendes Gefühl, wenn man durch die Zuschauermengen zum Waldsee läuft und dann alle knapp 3.000 in ihre Neoprenanzüge geschlüpften Starter am Strand warten sieht - Gänsehaut! Als es dann endlich losging und ich in den See lief, war plötzlich alle Aufregung weg und der Konzentration gewichen. Ich hatte mir fest vorgenommen, an diesem Tag einfach nur ins Ziel zu kommen und hauptsächlich Spaß zu haben. Und das ist mir wirklich hervorragend gelungen. Die Schwimmstrecke mit dem neu eingeführten "Rolling Start" empfand ich als sehr gut, vor den bekannten Schlägereien im Wasser hatte ich am meisten Angst. Bis auf zwei kleinere Gruppen, in die ich hineingeschwommen bin, hatte ich jedoch sehr gut Platz um mich herum. Nach 1:11 Stunden waren die 3,8km Schwimmen geschafft.

 

Dem ersten Wechsel folgten gut 6 Stunden radeln durch die uns bestens bekannte Wetterau. Sehr erfreut waren wir drei von den zahlreichen bekannten Unterstützern entlang der Strecke. Bereits in Bergen-Enkheim warteten die ersten Freunde, in Dörnigheim und in Karben Arbeitskollegen, am Hühnerberg, Ober-Erlenbach und in Bad Vilbel Vereinskollegen - das war wirklich sensationell. Bei der ersten Runde hat mir dann am "Heartbreak Hill" in Bad Vilbel tatsächlich der Atem gestockt. So viele Menschen, die uns lautstark angefeuert haben! Wahnsinn. Hier gab es noch mehr Gänsehaut! Die letzte Stunde auf dem Rad war dann aber leider nicht mehr allzu schön. Von Friedberg bis zum Ziel in Frankfurt hatte es zusätzlich zu dem Wind über eine Stunde lang geregnet wie aus Kübeln. Auf dem Rad wurde es nass, kalt, eklig - und mit den dünnen Reifen bei dem Tempo auch gefährlich. In Bad Vilbel war leider so gut wie nichts mehr los, die meisten Menschen waren entweder geflüchtet oder tummelten sich unter Bushaltestellen oder Regenschirmen. Das war dann schon sehr schade. Insgesamt vergingen die 180km auf dem Rad jedoch erstaunlich schnell.

 

In Frankfurt jedoch hörte der Regen plötzlich auf. Nach dem Wechsel in die Laufsachen fühlten sich die ersten Minuten an, als würde man auf rohen Eiern laufen. Ich habe mich ernsthaft gefragt, wie bitteschön ich denn jetzt bloß noch den Marathon schaffen soll... und auf einmal... ging es. Recht gut sogar. Da überraschte mich mein Körper komplett. Die ersten beiden Runden fühlten sich so gut an, als hätte ich vorher noch überhaupt keinen Sport gemacht. Die dritte Runde zwar auch noch, aber hier hat das Tempo dann schon deutlich nachgelassen. Und die letzten 10km haben dann wirklich richtig weh getan und waren nur noch ein ständiger Wechsel zwischen Gehen und langsamen Laufen. Die letzten Kilometer zogen sich wie Kaugummi, jede noch so kleine Steigung konnte ich nur noch gehen. Doch dann kam der Zieleinlauf.

 

Plötzlich waren alle Schmerzen weg. Der große Traum war Wirklichkeit geworden. Beim Abbiegen in den Zielkanal und den ersten Schritten auf dem roten Teppich konnte ich gar nicht anders, als bis zum Ziel breit zu grinsen. Diese Menschenmassen, die einen anfeuern, den auf der Startnummer aufgedruckten Vornamen rufen, abklatschen... unfassbar. Atemberaubend. Unvergesslich! Ich hatte das große Glück, mehr oder weniger alleine ins Ziel zu laufen - vor mir war niemand. Auf den letzten Metern habe ich irgendwo im Unterbewusstsein noch gehört, daß der Moderator meinen Namen ausgerufen und die magischen Worte gesprochen hat: "You are an Ironman!" Damit war mein Arbeitstag nach 12:03:40 Stunden beendet. Sowohl Thorsten Nitsch (11:52:35 Stunden) als auch Andreas Ache (12:27:07 Stunden) haben neue persönliche Bestzeiten aufgestellt. Und sowohl das gemeinsame Training, als auch die gegenseitige Motivation waren enorm hilfreich und haben riesigen Spaß gemacht. Wir waren uns darüber einig, daß wir das unbedingt wiederholen müssen. Beide habe mir ihre Zusage gegeben, im übernächsten Jahr gemeinsam beim Challenge Roth zu starten. Ich freue mich schon auf 2018 - und auch auf den Ironman Frankfurt 2017, für den ich mich erneut angemeldet habe. Einen solchen unfassbar schönen Tag muss man unbedingt wiederholen :-)

 

Stefan Eckel